Das Lernziel des ersten der drei ersten Stücke lautet: Das Evangelium ist eine Botschaft. Es enthält (viele!) Erfahrungsberichte, ist aber mehr als was Menschen aus eigener Erfahrung bezeugen. Das Evangelium ist eine Botschaft. Der unsichtbare Gott hat sie geschickt. Was sie sagt, übersteigt alles, was menschlichen Erkenntnisse und Erfahrungen umfangen und als richtig und wichtig bestätigen können. Und doch geht diese Botschaft nicht abstrakt über die Menschen hinweg. Sie greift ins Leben und schafft Erfahrungen, die stärker sind als ein Einzelner zu ermessen vermag.
Der Einstieg in dieses Stück und Vertiefungen und Entfaltungen können auf vielfältige Weise erfolgen.
Am Anfang oder am Ende sollten sich alle die Frage gestellt haben: Wer hat mir als erstes das Evangelium verkündet? Im freien Gespräch zeigt sich in den Antworten oft ein wiederkehrendes Muster: Die Eltern haben allgemein von Gott etwas gesagt, und haben diese Rede von Gott ergänzt mit der Zusage, dass dieser Gott lieb und gut sei. Oft aber hat erst eine Sonntagsschul- oder Religionslehrerin diese Zusage begründet – damit, dass Gott durch Jesus Christus gezeigt hat, wer er ist und was er will.
Ein möglicher, packender Einstieg in dieses Stück bildet die dramatische Geschichte vom 11. September 2001.
Der Terrorangriff auf die Vereinigten Staaten von Amerika erlaubt die anschauliche Frage: Wie kommt das Unservater in das Flugzeug, in dem der Familienvater und Unternehmensberater Todd Beamer sich mit anderen zum Gegenangriff entscheidet? Wie kommen die Worte aus Psalm 23 in den Mund des amerikanischen Präsidenten, der sein Volk am Abend zu trösten und mit frischem Mut zu begaben versucht? Der erzählende Weg zurück zu Jesus und zum Harfenspieler David machen anschaulich, mit einem wie langen Atem das Evangelium auf seinem Weg ist, und wie es bis heute tief ins Leben greift.
Die sachlichen Informationen zu Todd Beamer finden sich auf Wikipedia. CNN bietet ein Interview mit der Witwe Lisa Beamer und der Telefonisten Lisa Jefferson, die mit Beamer sprach und betete. Beamers Vater erzählt die Geschichte auf einem Video auf Youtube. Die Rede des amrikanischen Präsidenten findet sich hier. Darüber hinaus finden sich auf dem weltweiten Netz eine Fülle von Berichten, Zeugnissen und kritischen Rückfragen.
Parallel, ergänzend oder alternativ ist ein Hinweis auf die Missionsgeschichte sinnvoll.
Das kann geschehen mit der dramatischen Siegfried-Sage, die anschaulich macht, was es bedeutete, in den Glauben an die Natur- und Schicksalsmächte verfangen zu sein.
Das führt zur Frage: Kann man sich aus einem solchen Kreislauf von Sticheleien, Ehrsucht und Halbwahrheiten und dem Zwang zur Rache befreien? Die Antwort der Jugendlichen lautete regelmässig: Nein. Es gibt keinen Weg hinaus. Ja, das ist so, lautet der nächste, entscheidende Gedankenschritt. Die Hilfe muss von aussen kommen. Von dem Gott, der über diesen Verstrickungen steht und frei ist von ihrer Schuld – und doch bereit, hinein in diese Welt zu kommen und zu sagen: Ich will schuld sein. Nicht irgendwo weit weg. Sondern hier in der Zeit, am Kreuz.
Davon zeugt der „Taufstein Dänemarks“ in Jelling, der Christus in die Schicksalsmächte hinein gekreuzigt zeigt.
Das erste deutschsprachige Gedicht, das gleichzeitig das erste deutschsprachige christliche Gebet ist, das sogenannte Wessobrunner Gebet aus dem Jahr 800, fasst diese Erkenntnis in staunende Worte und in eine wunderbar knappe Bitte. An diesen Worten lässt sich ermessen, welche befreiende Kraft das Evangelium ins Leben bringt.
Packend lässt sich auch die Geschichte von der Bekehrung der Isländer erzählen.
Eine weitere Möglichkeit, die befreiende Wirkung des Evangeliums anschaulich zu machen, ist die Geschichte, die der amerikanische Missionar Don Richardson von seinem Einsatz in Niederländisch-Neuguinea unter dem Sawi erzählt. Sie ist in einem kurzen Film in Bilder gefasst und macht anschaulich, dass der blutige Konflikt zwischen den kannibalischen Volksstämmen nicht zu überwinden ist, solange List und Betrug als rühmenswerte Raffinesse gelten. Nur das Friedenskind kann den Frieden verbürgen. Gott muss sein Kind, seinen Sohn, geben, um Frieden zu stiften.
Der Erzählung und der Film sind für einige Jugendliche grenzwertig aufwühlend. Warum müssen im Religionsunterricht immer so krasse Geschichten vorkommen, fragte ein Mädchen. Es konnte die Antwort akzeptieren: Weil sich an ihnen zeigt, was weniger krass, aber nicht weniger folgenschwer auch bei uns im Alltag passiert.
Der bewundernswerte Einsatz des Missionarpaares Richardson zeigt auch, dass die baptistische Konzentration auf persönliche Bekehrung und Heilserkenntnis das Verständnis für zentrale Momente des Evangeliums verstellt. In der Schlussszene des Films wird das stillschweigend korrigiert: Die unheimlichen Gebräuche der kannibalischen Stämme lassen sich nicht durch bessere Erkenntnisse überwinden, sondern dadurch, dass sie ersetzt werden mit den Gebräuchen, die das Evangelium stiftet, Taufe und Abendmahl. Diese vergegenwärtigen das Geheimnis von Tod und Weiterleben auf ihre Weise: So nämlich, dass Gott die „jenseitign“ Dimensionen ganz in seine Verantwortung nimmt. Uns Menschen ist zugesagt, dass er selber dafür sorgen wird, dass im Verborgenen alles Nötige für unsere Erlösung gewirkt wird. Das dürfen wir nur eben glauben.